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Radweg über den Bernardinopass: Vom Bodensee zum Lago Maggiore

Bernardinotour

Etappe 2: Von Chur nach San Bernardino

[ Orte am Weg | Kurzbeschreibung | Karte | Anschlusstouren ]



Stand: 14.01.2020

2. Etappe: Von Chur bis Bernadino

Nach Chur zweigt die Tour nach links ins Tal des Hinterrheins bei Rothenbrunnen ab und erreicht Thusis.
Die landschaftlich schönste Strecke führt von hier durch die steilen Schluchten der Via Mala hinauf zur Roffla-Schlucht und weiter über die Talsperre "Sulfner See" hinaus nach Splügen.
Durch das Hochtal des Rheins fuhren wir über Nufenen zum Fuss des Bernadino-Passes bei Hinterrhein auf die Höhe von 1600 m.
Auf unendlich vielen Serpentinen beginnt der Aufstieg über den eigentlichen Pass (2066 m).
Übernachtung in Bernardino.
Fahrzeit: ca. 6 -7 Stunden
Strecke: 84 km
Höhenmeter: 1670 m

Bikeline Radtourenbuch, Rhein-Radweg von Andermatt bis Basel

Schweizer Radwegnetz

 

 

Übersichtskarte:

 

 




Orte am Weg:


(Seitenanfang)


000,0 km Chur
010,0 km Rothenbrunnen
037,5 km Thusis
066,5 km Zillis
092,5 km Andeer
108,5 km Splügen
108,5 km Nufenen
108,5 km St. Bernardino



 

 


(Seitenanfang)

Entfernungen: -> Rothenbrunnen: 20,0 km, <- Chur: 0,0 km,
->O Ziel: 84,0 km, O<- Ausgangspunkt: 0,0 km

Wir gehen - wie geplant - bereits um 7.30 Uhr zum Frühstücken. Der Tag soll ganz den Pässen und den Höhenmetern gehören!
Im Frühstücksraum erwartet uns ein umfangreiches Buffet mit Müsli, Käse, Schinken - genauso, wie Alpenradler dies erwarten.
An der Theke sitzen allerdings schon zwei Einheimische, die schon - oder noch - etwas schwankend ein Weizenbier einfahren.
Sie hatten die Nacht beim Churer Stadtfest durchgemacht und beäugten uns wie chinesische Kühe, weil wir schon zu dieser frühen Zeit sportlich und dynamisch erschienen.

ab Chur (Bild laden)

Vor dem Hotel ließen wir uns von einer jungen Dame fotografieren. Das letzte Bild vor der großen Anstrengung!

Auf der Straße verließen wir Chur in Richtung Domat. Nach einem guten Kilometer zweigte nach links der Radweg ab (beschildert mit Radweg 6) und folgte einem gepflegten Wirtschaftsweg.

Vor Domat Vor Domat (Bild laden)

Das Rheintal ist hier schon relativ schmal und die Berge rechts und links sind recht dominant.

Am Ortseingang von Domat folgten wir der Beschilderung nach links und durchquerten ein Neubaugebiet. Leicht bergauf erreichten wir die Zufahrtsstraße zum Golfplatz und radelten dann am Wald entlang, etwas hügelig, auf einen Vorberg der Alpen zu. Der Fahrbahnbelag war nur gewalzt, ließ sich aber gut befahren.
Durch die Steigung begann unser Gepäckträger stark zu wackeln und die Befestigungsrahmen der Taschen streiften bei starken Wippbewegungen am Mantel der Räder.
Zuviel Gepäck - wie immer!

Plötzlich verzweigte sich der Weg und unsere Zielrichtung führte steil bergauf. 16 bis 17 % zeigte der Höhenmeter, zur Not lässt es sich noch radeln, aber noch übler war der Fahrbahnbelag.
Er besteht hier aus lockerem Schotter und zwingt uns, für ein kurzes Stück abzusteigen.
Gut hundert Höhenmeter ging es bergauf, dann folgte der Radweg, wieder fast eben, dem Bergmassiv in Richtung Rothenbrunnen.

Blanke Felswände Blanke Felswände (Bild laden)


Über uns die blanken Felswände!
Ein recht schöner Ausblick bietet sich auf den Hinterrhein hinunter und auf das gegenüberliegende Bonaduz.
Nur ein einsamer Reiter - stilgerecht in Cowboykleider verpackt - begegnete uns. Unser Fahrweg wurde wieder breiter und berührte einige Gehöfte, dann ging es bergab nach Rothenbrunnen.


(Seitenanfang)

Entfernungen: -> Thusis: 10,0 km, <- Chur: 20,0 km,
->O Ziel: 64,0 km, O<- Ausgangspunkt: 20,0 km

Rothenbrunnen ist bekannt für sein gutes Wasser. Beim Kursaal kann an einem Brunnen das eisenhaltige Wasser getrunken werden. Abfüllen in Flaschen ist problematisch! Zumindest in Aluminiumflaschen fällt das enthaltene Eisen aus, das Wasser bekommt einen metallischen Geschmack und färbt sich rötlich!

Wir tranken vor Ort an dem Brunnen und drückten den Selbstauslöser.

Rothenbrunnen Rothenbrunnen (Bild laden)

Hinter Rothenbrunnen ging es nochmals etwas bergab. Nach der Kreuzung mit einer Landstraße war unsere Fahrspur wieder ein schöner, asphaltierter Wirtschaftsweg. Links von uns erhoben sich mehrere Bergsporne, die meist mit Dörfern und Kirchen bebaut waren.
Der höchste der kleinen Berge beherbergt sogar ein fürstbischöfliches Schloss.

Fürstenau Bei Fürstenau (Bild laden)

Nach Fürstenau wechselten wir auf die rechte Rheinseite. Vor uns lag jetzt Thusis.
Schemenhaft konnten wir schon den Einschnitt der Viamala erkennen.
Es war jetzt 11.00 Uhr und Zeit für eine kleine Pause mit Apfelsaftschorle und Spinatkuchen.


(Seitenanfang)

Entfernungen: -> Zillis: 8,0 km, <- Thusis: 10,0 km,
->O Ziel: 54,0 km, O<- Ausgangspunkt: 30,0 km

Thusis Thusis (Bild laden)

Um 11.30 ging es dann auf die wirkliche Bergtour. Der Einstieg in die Viamala erfolgte über die Zufahrt zum Kraftwerk. Von hier ging die alte Passstraße los.
Die noch gut erhaltene Straße steigt mit traumhafter Aussicht auf die angrenzenden Berge kernig nach oben.
Im Vorfeld hatten wir uns Sorgen gemacht, ob es sinnvoll sei, mit vollgefederten Mountainbikes die Alpen zu überqueren.
Aber kein Problem, unsere Dämpfungselemente waren regelbar und von Aufschaukeln war keine Rede.

Waren wir vorher Reisegeschwindigkeiten von 20 km/h und mehr gewohnt, mussten wir jetzt auf 6 bis 8 km/h zurückschrauben.
Oft war der unterste Gang die beste Wahl. Einziges Problem war die mentale Überwindung, lange Anstiege gemächlich anzugehen.

Blick in die Via Mala Blick in die Via Mala (Bild laden)

Die Straße steigt mal mehr, mal weniger, führt durch kleine, durch den Fels gehauene Tunnels und bietet aber meist einen traumhaften Ausblick ins Tal.
Nach drei Kilometern wurde es wieder flacher, die Straße führt sogar kurz leicht bergab, aber nur, um wieder anzusteigen.
Nach einer kleinen Straßenetappe - die Ausflügler nutzen diese Strecke zur Besichtigung - erreichten wir die wahre Viamala: die tief in den Fels gegrabene Schlucht.

Viamala Die Viamala (Bild laden)

In der Schlucht In der Schlucht (Bild laden)



(Seitenanfang)

Entfernungen: -> Andeer: 4,0 km, <- Thusis: 8,0 km,
->O Ziel: 46,0 km, O<- Ausgangspunkt: 38,0 km

Klar, dass wir hier eine Pause mit Besichtigung einlegten.
Danach mussten wir nur noch wenige Höhenmeter hinter uns bringen und gelangten dann ins Hochtal bei Zillis.

Nähere Infos finden Sie auf unserer Tour Viamala

Die Zeit für eine kurze Besichtigung der romanischen Kirche mit den einzigartigen Holztafeln nahmen wir uns.

Kirche Zillis Die Kirche von Zillis (Bild laden)

Die romanische Holzdecke (Bild laden)

Nach Zillis ging es nochmals bergauf, aber nur, um einen Hügel zu überqueren. Der Weg nach Andeer begann mit der Hügelabfahrt! Das gab wieder zusätzliche Höhenmeter!



(Seitenanfang)

Entfernungen: -> Splügen: 15,0 km, <- Zillis: 4,0 km,
->O Ziel: 42,0 km, O<- Ausgangspunkt: 42,0 km

Andeer ist ein bekannter Kurort. Wir fanden dort mehr Gaststätten und Hotels als in den andern Orten, ..... und wie froh waren wir wieder über den "Suuren Most"!

Andeer Wirtschaft an Wirtschaft (Bild laden)

Nach Andeer steigt die Straße nochmals kräftig an und überquert den Damm des Stausees Bärental. Am Stausee entlang - er ist seltsam grün - erreichten wir die ersten Serpentinen.
In der zweiten liegt das Gasthaus "Rofflaschlucht", von dem aus die Rofflaschlucht in einzigartiger Weise betrachtet werden kann.

Rofflaschlucht Oberhalb der Rofflaschlucht (Bild laden)

Jetzt hieß es strampeln.
Das Tal wird hier eng und neue und alte Straße ringen hier um die besten Positionen. Oft kreuzt die moderne Autobahn die alte Fahrstraße, bevor sie wieder im Fels verschwindet.

Modern Moderne Konstruktionen (Bild laden)

Für uns hieß es durchhalten. Nach einer besonders steilen Strecke, kam meist eine etwas flachere "Erholtour".
Das letzte Stück vor der Staumauer des Sulfner Sees hatte es wieder einmal in sich. Die Temperatur war immer noch bei 30 Grad und die Trinkflaschen waren fast leer.
Wir trösteten uns mit dem Gedanken, dass Splügen nicht mehr weit war.

Wir fuhren, wie beschildert, links um den Sulfner See.
Der Fahrbahnbelag erfordert grobe Reifen, aber die hatten wir ja. Zwischen den Bäumen des angrenzenden Waldes war es eine Wohltat zu radeln. Gegen Ende des Sees stieg der Weg an und traf auf dieser Höhe die Straße und somit auch den Radweg nach Splügen.

Hier trafen wir auf zwei Radler, die denselben Weg wie wir hatten. Einer von beiden war in der Viamala gestürzt und sah ziemlich lädiert aus. Hoffentlich sind beide wohlbehalten angekommen.



(Seitenanfang)

Entfernungen: -> Nufenen: 6,0 km, <- Andeer: 15,0 km,
->O Ziel: 27,0 km, O<- Ausgangspunkt: 57,0 km


Splügen
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In Splügen machten wir um 16.00 Uhr nochmals Trink- und Esspause. Nach einer halben Stunde brachen wir zum ersehnten Ziel auf.
Auch nach Splügen ist der Radweg sehr gut ausgeschildert. Er führt meist nicht auf der alten Passstraße, sondern auf separaten Wirtschaftswegen. Ab und zu muss man dadurch zusätzliche Höhenmeter erradeln, weil der Weg eben zu einem Hof nach oben führt und kaum zwei Kilometer später wieder das Tal berührt.

nach Splügen (Bild laden)

So passierten wir Medels und nach einer weiteren Abzweigtour vorbei an Höfen erreichten wir Nufenen.


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Entfernungen: -> San Bernardino: 21,0 km, <- Splügen: 6,0 km,
->O Ziel: 21,0 km, O<- Ausgangspunkt: 63,0 km

Voller Spannung, wie es weitergeht, fuhren wir in Nufenen ein. Rechts und links über uns begann es zu donnern und zu blitzen.
Und plötzlich ein Ton, als wäre ein Schuss gefallen!

Schlauch und Mantel von Marcus' Hinterrad waren geplatzt! Oh je!
Eine nähere Untersuchung ergab, dass mit Flickzeug nichts zu machen sei. Werkzeug und Ersatzteile hatten wir genug, aber einen neuen Mantel hatten wir nicht.
Bei einer einheimischen Frau erkundigte ich mich, ob es eine Werkstätte oder einen Fahrradladen gäbe. Sie lachte und verneinte, aber sie kenne jemanden, der auch so ein Fahrrad hat. Sie zeigte mir das Haus.
Ich trat ein und suchte eine Klingel, aber so etwas braucht man in so kleinen Orten nicht. Allein meine Anwesenheit reichte, um eine junge Frau auf mich aufmerksam zu machen.
Ja, sie und ihr Freund hätten solche Räder. Sie holte ihn und sofort war er bereit, uns einen ausgedienten - aber eigentlich neuen - Mantel kostenlos zu überlassen.
Nochmals vielen Dank dem Unbekannten, der uns die Überfahrt überhaupt noch ermöglichte.

Nufenen (Bild laden)

Noch einmal durften wir eine kleine Hangtour machen, dann erreichten wir Hinterrhein.
Leider war das Gewitter näher gekommen und es begann leicht zu regnen.
Inmitten eines Viehtriebes erreichten wir ein Vordach zum Unterstehen.
Hier glaubte ich, die Kuh Elsa hätte sich in mich verliebt. So treuherzig sah sie mich an! Aber die Bäuerin meinte, sie wolle nur meinen Apfel.

Hinterrhein (Bild laden)

Nach Hinterrhein pausierten wir noch an der Raststätte, um einen letzten Apfelsaft zu trinken und die Trinkflaschen aufzufüllen.
Ob es denn regne, fragten wir die Bedienung. Nein, in Richtung Süden sei es schön, es ziehe weg.
Ob man - zur Not - in einem Hotel auf dem Berg übernachten könne? Klar, nur die Telefonnummer des Hotels wisse sie nicht.

Völlig beruhigt nahmen wir uns die Serpentinen des Bernardino vor. 450 Höhenmeter lagen noch vor uns.
Zumindest laut unserem Höhenmeter stiegen wir pro zwei Serpentinenhälften etwa 30 Höhenmeter an. So zählten wir im Kopf, subtrahierten und dividierten.

Wolken (Bild laden)

Das Wetter begann auf der gegenüberliegenden Seite des Rheins zuzuziehen. Auf unserer Seite blieb es hell.

450 minus sieben mal dreißig .. so ging es im Kopf .... und ab und zu ein Blick auf die wahre Höhe des Höhenmessers.

vor dem Pass (Bild laden)

Die Serpentinen sind nicht sonderlich steil, entsprechend gibt es eben viele. Wir schraubten uns gemächlich, aber stetig in Passnähe.
Plötzlich begann es unvermittelt zu hageln und wir konnten uns gerade noch unter einen Wasserbehälter retten.
Was tun? Die Gewitterfront kam immer näher und es schien immer dunkler zu werden. Heftige Blitze, Regen, als hätte man einen Schieber aufgemacht und es war schon nach acht Uhr!

Unterstand (Bild laden)

Als internes Limit hatten wir uns 20.30 Uhr vorgenommen, dann wollten wir trotz Regen, zum vermeintlichen Hotel auf der Passspitze laufen!

Keine zwei Minuten davor erschien plötzlich ein Wohnmobil und wollte unter dem Wasserbehälter durchfahren. War das die Hilfe?

Wasserbehälter (Bild laden)

Der Fahrer entpuppte sich als Hirte, der nach seinen Schafen geschaut hatte. Hilfe holen, sagte er, käme nicht in Frage. Handys haben hier zuwenig Signalstärke! Taxis mit Transportmöglichkeit für Fahrräder gäbe es höchstens in Splügen! Das Hotel auf dem Pass - so ein Witz - sei eine heruntergekommene Kneipe ohne Betten!

Was tun? Mit Hilfe seiner Frau konnten wir ihn überreden, uns hinunter nach San Bernardino zu fahren. Bei starker Dämmerung kamen wir an.
Wir entlohnten ihn reichlich. Ohne ihn hätten wir unter dem Wasserbehälter übernachten , oder nass bei Dunkelheit herunterfahren müssen.

Das Hotel hatte gerade noch ein Zimmer frei. Wieder mal auf der ganzen Linie Glück gehabt!


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Entfernungen: -> San Bernardino: 0,0 km, <- Nufenen: 21,0 km,
->O Ziel: 0,0 km, O<- Ausgangspunkt: 84,0 km

Ohne zu Duschen saßen wir sofort am Tisch und bestellten. Dann ging aufgrund des heftigen Gewitters das Licht aus.
Wechselnd bei Kerzenschein und normalem Licht saßen wir und aßen unsere Bruscetta, dann Kalbsschnitzel mit Reis. Natürlich gab es auch einen Merlot und unser Hauptgespräch war, wieviel Glück wir an diesem Tag gehabt hatten.

Nach dem Essen duschten wir ausgiebig und schliefen mit dem Wunsch, dass am nächsten Tag wieder besseres Wetter werden wolle, ein.

Anschlusstour



3. Etappe: Von San Bernardino bis Vogorno

1. Etappe: Von Lindau nach Chur

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