^
fahrrad-tour.de fahrrad-tour.de Übersicht aller beschriebenen Radwege Überblick aller beschriebenen Radtouren in Deutschland Überblick aller beschriebenen Radtouren in Europa Tagebücher unserer Radtourbeschreibungen



Oder-Neiße-Radweg mit dem Fahrrad

Oder-Neisse-Radweg

Wir waren gerade unterwegs .....

Archiv: Onlinetagebuch Oder-Neiße vom 5.7. bis 16.7.2010



Karte Oder-Neiße-Gesamt

Die Neiße entspringt im Isergebirge beim Ort Jablonec.

Alle Veranstalter

Literatur dazu:

Bücher und Karten
Karten
Bücher und Karten Bikeline - Oder-Neiße-Radweg


 

Dienstag 6. Juli 2010: Anreise nach Liberec

Heute starten wir mit einer Besichtigung Prags mit dem Fahrrad.

Zuerst fahren wir zum Hauptbahnhof, um unsere Bahnkarten für die Inlandsstrecke Prag - Liberece zu kaufen, das kann man über das Internet leider noch nicht.


Wenzelsplatz; Wenzelfigur mit Nationalmuseum im Hintergrund

Danach radeln wir entlang von Klöstern hinüber zum Moldauufer.


Kloster Sv. Ignace


Geduld in Person - Ein Restaurator sitzt vor der Arbeit der
nächsten Wochen, es gibt noch unendlich viel zu tun...

Von hier aus fahren wir direkt am Uferkai entlang und sehen nochmals das Tanzhaus in der Ferne.


Jugendstil und modernes Tanzhaus


Das Nationaltheater

Beim Museum "Bedrich Smetana" an der Karlsbrücke machen wir direkt an der Moldau eine Kaffeepause mit Blick auf die Burg. Sonne und Wolken bilden ein interessantes Zwischenspiel.
Hier überrascht uns ein Gewitter und wir erleben einen heftigen Sturm.


Kampf der Wetter um den Hradschin

Aber kein Problem für geübte Radler: Wir warten, bis die Touristen ängstlich in den Gastronomiebetrieben verschwinden und radeln dann - trocken von oben - durch die Straßen der super schönen Stadt.

Pünktlich treffen wir am Bahnhof ein und besteigen den Regionalzug nach Turnov. Eine abenteuerliche Reise auf einer einspurigen Bahnlinie durch ein ländliches Gebiet.
Wir haben Schwierigkeiten beim Aussteigen, den es stellt sich heraus, dass die Sicherung unseres elektrischen Ausstiegsfensters ausgeschaltet war.
Ein freundlicher heimischer Mitfahrer ruft die Schaffnerin und rettet uns, denn der Anschlußzug wartet schon auf uns.
Mit der Lokalbahn erreichen wir das im Isergebirge gelegene Liberec.


Rathaus in Liberec

Eine wunderschöne Innenstadt mit Jugendstilgebäuden, einem Schloss und einem herrschaftlichen Rathaus erwartet uns.


Schöne Fassaden

Der Weg zu unserem Hotel verlangt noch einmal alles von uns: Es geht nur bergauf - allein von der Stadtmitte bis zum Hotel im Vorort über 100 Höhenmeter am Stück...

Als Entschädigung erwartet uns eine sehr freundliche Hotelmannschaft.

Zum Essen gibt es zur Feier des Tages: Knoblauchsuppe, eine gegrillte Forelle und als Abschluss ein Palatschinken mit Erdbeeren bzw. Waldbeeren.


Eine frische gegrillte Forelle -gibt es etwas Besseres?


Palatschinken mit Waldbeeren und Eis

Höhenmeter: 292 Meter
Kilometer: 25,0 km


Mittwoch 7. Juli 2010: Start in Liberec

Nach der Konsolidierung von drei Vorschlägen aus verschiedenen Quellen starten wir unsere Tour und radeln unterhalb des bekannten Aussichtsturmes Jested, der auf 1020 Metern Höhe, oberhalb von Liberec liegt, los.


Der Aussichtsturm Jested, der ein Hotel beherbergt

Unser Radweg startet auf 400 Metern Höhe und führt nun nach links auf einem Höhenweg weiter.
Leicht bergab genießen wir ein wunderschönes Panorama entlang des Isergebirges. Über Karlov erreichen wir Machnin und danach Chrastava.
Von dort zweigt ein kleiner Radweg nach links entlang der Neiße ab. Auf einem schönen naturnahen Weg radeln wir entlang der Neiße und passieren ein Eisenbahn-Viadukt.


Foto am Viadukt

Hier treffen wir auf freundliche Radler und fotografieren uns gegenseitig. Stark bergab erreichen wir die Neiße und radeln weiter. Ein einheimischer Radler erzählt uns dort sein halbes Radlerleben und stellt dann fest, dass er uns aber nicht aufhalten will.


Neiße - vollkommem naturnah

Danach fahren wir auf Nebenstraßen bis nach Zittau, der deutschen Grenzstadt am Dreiländereck Deutschland - Tschechien - Polen. Eine beeindruckende Innenstadt erwartet uns dort. Sehr schön restaurierte Häuserzeilen und ein belebter Marktplatz erwarten uns.


Rathaus in Zittau

Zufällig ist gerade Mittagszeit und so geht noch eine gebratene Leber mit Kartoffelbrei und ein Schweinesteak mit Pommes und Salat.


Die Neiße

Ein sagenhafter Radweg direkt an der Neiße führt uns weiter. Felsen und durch "Eulen" gekennzeichnete Naturdenkmäler markieren den Weg bis zum Klosterstift Marienthal. Bei einer Pause in der Klosterschenke des schön restaurierten Zisterzienserklosters vertilgen wir einen Rhabarberkuchen.


Kloster Marienthal

Nach wenigen Kilometern erreichen wir Ostritz und besichtigen den großen Stadtplatz.

Danach wechselt die Landschaft komplett und wir fahren durch eine ebene Landschaft entlang der Neiße.
Ein perfekter Radweg durchquert die Landschaft.
Bei Hagenwerder erreichen wir die renaturierte Neiße und fahren durch eine sehr schöne Landschaft weiter bis nach Görlitz.

Die Innenstadt von Görlitz überrascht uns durch ihre Schönheit. Perfekt restaurierte Straßenzüge mit schönen Kirchen, Bürgerhäusern und Plätzen begeistern uns.


Innenstadt von Görlitz


Historische Innenstadt von Görlitz - ein Traum

Tageskilometer. 75,0 km
Höhenmeter: 349 m


Donnerstag 8. Juli 2010: Von Görlitz nach Bad Muskau

Wir besichtigen am Morgen noch die Kirchen und einige Plätze in Görlitz.
Wir sind immer noch begeistert, dass die Stadt so gut erhalten geblieben ist.


Altstadt in Görlitz


Peterskirche mit der Sonnenorgel in Görlitz

Danach fahren wir auf dem Radweg weiter und müssen nach Ausschilderung gleich mal den Berg hoch. Der Radweg führt in Aussichtslage am Friedhof vorbei.
Gleich darauf treffen wir einen freundlichen Kleingärtner, der alles stehen lässt, um uns zu sagen, dass der hier geplante Radweg von Stoiber eingespart wurde und wir auf der Straße oder einer Wiesentrasse fahren müssen.
Tatsächlich führt die Ausschilderung auf einem Wiesenweg weiter. Mit einiger Vorstellungskraft kann man sich vorstellen, wie leicht das alles zu fahren wäre, wenn zuerst der Weg asphaltiert worden wäre und dann erst der Ausschilderer gekommen wäre.
Aber kein Problem... wir sind ja geländegängig und die Natur rundum ist herrlich: mal Wälder, mal riesige, bereits gelb leuchtende Getreidefelder - gespickt mit blauen Kornblumen, mal Kräuterwiesen mit Birken, der Flusslauf... einfach schön.

Unser nächster Halt ist in Zodel geplant. Hier steht die östlichste Kirche Deutschlands auf der höchsten Stelle des Ortes. Vor der Kirche ist eine elektrische Klingel angebracht, wer den Wunsch hat die Kirche zu besichtigen soll diese benutzen:
Glücklicherweise kommt ein Paar vorbei, das zwar hier in der Gegend wohnt, aber sich bisher auch nicht getraut hatte, zu klingeln.

Gemeinsam tun wir es. Eine Minute später erscheint eine engagierte, freundliche junge Frau und beginnt gleich mit der Erklärung: Aus dem 13. Jahrhundert stamme die Kirche. Sie wurde von den Einheimischen schon während des DDR-Regimes benutzt. Sogar einen Posaunenchor und einen Kirchenchor gäbe es und sie sei so froh, dass es durch die Kirche einen sehr guten Zusammenhalt im Ort gäbe.
Die Kirche ist in einem unverfälschten Zustand mit gotischem Klappaltar, einer barock bemalten Kanzel, bei der Renovierung wieder hervor geholten Wandfresken und einer wichtigen Besonderheit: Einer beheizbaren Winterkirche. Das ist ein Nebenraum, der kleiner als das Kirchenschiff ist, aber voll beheizbar.

Wir fahren weiter über Deschka und passieren bald die "Kulturinsel Einsiedel", das ist eine riesiger Freizeitpark für Jugendliche. Dort werden aus natürlichen Materialien z.B. Baumhäuser zum Spielen angeboten.

Der nächste Halt ist in Rothenburg, einer Stadt aus dem 13. Jahrhundert, die aber leider im Krieg zerstört wurde. Ein schöner Stadtplatz mit alter Struktur, aber wenig alten Häusern erwartet uns dort.

Als Streckenalternative wählen wir von dort den "Froschradweg" bis Steinbach, der uns aber ein wenig enttäuscht. Er führt durch schöne Wälder, aber und die auf der Karte sichtbaren Seen am Weg liegen leider unsichtbar hinter den Bäumen.

Zurück an der Neiße radeln wir wieder am schönen Flussbett entlang und wagen uns bei der nächsten Brücke sogar kurz nach Polen.

Es gibt dort weder einen Schlagbaum noch sonst etwas an Kontrollsystemen.
Sogar die Grenzstation steht zum Verkauf.

Ein weiteres Highlight ist die Fachwerk-Holzkirche in Pechern.
In ihr wird jeden Monat einmal ein Gottesdienst abgehalten


Holzkirche in Pechern

Die weitere Strecke führt sehr idyllisch im Neißetal bis Bad Muskau.
Hier stehen die zwei Schlösser des Fürst Pückler. Er hatte sich auf Landschaftsgärtnerei spezialisiert und einen riesigen Park erbaut, der heute zum Großteil in Polen liegt. Heute ist die Anlage Weltkulturerbe.


Neues Schloss in Bad Muskau

Der Park ist weitläufig links und rechts der Neiße angelegt, mit herrlichem Baumbestand, kleinen Seen und ohne Verbotsschilder.


Fürst Pückler Park

Für unsere Verhältnisse für einen Julitag mit über 30 Grad nahezu menschenleer. Wir radeln etwas kreuz und quer durch einen Teil der Anlage und danach zu unserem Hotel etwas außerhalb des Parks.

Kilometer: 78,0 km
Höhenmeter: 207 m


Freitag 9. Juli 2010: Von Bad Muskau nach Eisenhüttenstadt

Wir starten durch traumhafte Wälder entlang der Neiße.

Die Radwege werden immer besser und führen fast ohne Steigung durch die interessante Landschaft.


Felder über Felder

In Gedanken bedanken wir uns beim schottischen Erfinder Mac Adam, der den Asphalt erfand und den deutschen Steuerzahlern, die letztendlich diesen perfekten Radweg erst ermöglichten.


Eines der seltenen Häuser am Wege - aber sehr gepflegt

Der erste größere Ort heißt Forst. Hier findet man eine mittelalterliche Kirche, einen Wasserturm und das brandenburgische Textilmuseum.


In der Altstadt von Forst

Die Stadt zählte ab dem 17. Jahrhundert zu den ersten Adressen der Tuchmacher- und Leinenmanufakturen.
In diesem Zusammenhang entstand auch der heute noch bekannte Rosengarten.

Der romantische Radweg folgt weiterhin den Neißeauen und passiert das kleine idyllische Wasserkraftwerk Gießen.

Guben ist der nächste größere Ort am Neißeradweg. Es beherbergte früher die Größen der Hutindustrie.
Im zweiten Weltkrieg wurde es weitgehend zerstört. Im polnischen Teil, der sich Gubin nennt und der ohne Grenze besucht werden kann, steht noch die - allerdings nur noch als unrestaurierte Ruine erhaltene - Stadtkirche.


Stadtkirche von Gubin

Der Radweg führt durch das ehemalige Industriegebiet entlang des "Plastinariums" (Körperwelten) aus der Stadt und dann teils durch kleine schattenspendende Wälder, aber größtenteils in den schönen Neißeauen bis nach Ratzdorf.
Hier steht das aus der Berichterstattung des Oderhochwassers bekannte Hochwassermesshäuschen.


Oder-Neiße-Mündung

Von hier aus radeln wir im wesentlich breiteren Odertal weiter. Ein hervorragend präparierter Oberflächenbelag bringt uns auf dem Damm flott vorwärts.
Wir zweigen nach Neuzelle ab, das ein sehr schönes Zisterzienserkloster beherbergt.


Stiftskirche in Neuzelle

Die Zeit reicht uns noch, die beiden Kirchen zu besichtigen.
Die Kapelle ist für ihre barocke Kuppel bekannt. Die Stiftskirche, genannt "Barockwunder" erstrahlt in weißem Barock und ist überreich ausgestattet.

Den Weg nach Eisenhüttenstadt radeln wir auf der Alternativstrecke über Lawitz und erreichen Eisenhüttenstadt über den als Stalinstadt bekannten Stadtteil.


Prunkbauten in der ehemaligen Stalinstadt

Hier finden sich markannte Bauten, die seinerzeit als modern galten und als Vorbild in der Stadtplanung dienten. Die Gesamtstadt beinhaltet den mittelalterlichen Teil, die riesigen Wohnbauten und die dominanten Hochöfen.

Unser Übernachtungshotel liegt im mittelalterlichen Stadtteil Fürstenberg.

Kilometer: 101,0 km
Höhenmeter: 107 m, superflach


Samstag 10. Juli 2010: Von Eisenhüttenstadt nach Kienitz


Wahrzeichen St.Nicolai-Kiche in Fürstenberg / Eisenhüttenstadt

Wir verlassen Eisenhüttenstadt auf der Alternativroute über Vogelsang, Ziltendorf, Wiesenau bis nach Brieskow-Finkenheerd.
Dort zweigen wir ab in das romantische Schlaupetal.

Der Radweg folgt idyllisch dem Friedrich -Wilhelm - Kanal der über Schleusen die Verbindung zu den Kohlegebieten herstellt - Wir folgen dem Kanal bis Schlaupehammer.


Schwäne im Schlaupetal


Auf dem Kanal wurden früher Kohle in die Eisenwerke gebracht

Von hier aus folgen wir einem schönen Radweg durch den Wald entlang des Helenesees und zweigen danach nach Frankfurt an der Oder ab.


Rathaus in Frankfurt am der Oder


St. Marienkirche in Frankfurt an der Oder

Etwas hügelig geht es weiter bis Lebus, das früher eine bekannte Abtei war.
Leider ist vom Bischofssitz - ausser die herausragenden Lage - nichts mehr übriggeblieben.


Von hier aus sieht man in Oderbruch

Jetzt folgt der Radweg dem Damm zwischen Oderbroch und Oder.
Die fruchtbare Landschaft des Oderbruchs liegt unterhalb des Oderspiegels und wird von Dämmen trocken gehalten.

In Küstritz-Kienitz fahren wir an einem historisch wichtigen Ort vorbei. Hier - bei Seelow - fand 1945 die verlustreichste und größte Schlacht auf deutschen Boden statt und die russische Armee bahnte sich den Weg nach Berlin.


Oderauen

HIer beginnt nun eine lange Etappe Natur, die wir durch Vogelbeobachtungen kurzweilig gestalteten.


Gänseherden

Durch das breite Oderbett mit den Überschwemmungsgebieten finden hier auch Otter reiche Beute.
Dass dem verkehrstechnisch Rechnung getragen wird zeigt die Beschilderung.


Hier scheint es auch viele Otter zu geben

Auf einer sehr schönen Landschaftsetappe erreichen wir unser Etappenziel Kienitz.


Störche gibt es überall

Höhenmeter: 78 Meter
Kilometer: 96,0 km


Sonntag 11. Juli 2010: Von Kienitz nach Gartz

Wir starten in unserer Pension "Zum Hafen" und schauen uns noch den als Denkmal aufgestellten russischen Panzer an.
Danach geht es auf den hervorragend ausgebauten Dammweg auf eine lange Naturetappe.

Links des Radweges und des Dammes liegt das Oderbruch, ein fruchtbares Gebiet, das deutlich unter dem Oderspiegel liegt. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Gebiet systematisch durch Dämme trocken gelegt und es entstanden 43 neue Dörfer.


Oderbruch

Bei Hohenwutzen verlassen wir das Gebiet und fahren durch das Mündungsgebiet der alten Oder.


Störche im Nest


Dampfer auf der Oder - eine eher seltene Ansicht

Wir folgen in Lunow dem Radweg entlang der Oder weiter, weil wir uns durch das Vogelschutzgebiet bewegen wollen.


Große Herden von Gänsen weiden in den Oderauen

Erst in Schwedt zweigen wir wieder auf den normalen Radweg entlang des Oderkanales ab.


Zaton Dolny auf polnischer Seite


Die Deichpflegeschafe


Seeschwalben


Formation von Gänsen

An der Brücke über die Oder zwischen Schwedt und Kranjnik Dolny zweigen wir nach Schwedt ab und finden eine sehr schöne Stadt mit kulinarischem Angebot. (Karle aß 4 Riesenscampis, Heike ein Schlemmerteller mit Matjes, alles sterneverdächtig)


Die Stadt Schwedt


Typisches Haus in Schwedt

Meist führt der weitere Weg auf der Dammkrone auf einer speziellen Spur. Ein zweiter Weg, ebenfalls asphaltiert, nennt sich Fahrradstraße und verläuft hinter dem Damm.

Auf einer kurzen Waldetappe passieren wir noch eine Nationalpark-Wildnisschule und erreichen bei Friedrichsthal wieder den Oderkanal.

Unser nächster Übernachtungsort heißt Gartz. Eine kleine Stadt, die eine große historische Vergangenheit hat, aber von der nach den Zerstörungen des zweiten Weltkrieges nur noch wenig übrig blieb.

Kulinarisch hat sie uns einen hervorragenden Wels mit Karoffelsalat gegeben.


Kirche in Gartz

Kilometer: Knapp 90 km
Höhenmeter: 90 Meter

Montag 12. Juli 2010: Von Gartz nach Pampow

Nach einem schönen und ausführlichen Frühstück im Freien starten wir von der Pommernstube in Gartz.
Ein kurze Rundfahrt durch Gartz stimmt uns nachdenklich. Von der ursprünglich stolzen, mittelalterlichen Stadt sind auf dem Marktplatz nur noch wenige Häuser stehen geblieben, der Rest ist Baulücke.


Der restliche Marktplatz von Gartz

Heute fahren wir nach einer kurzen Oderetappe im Wald weg vom Fluss etwas über die Hügel.


Ackerblumen

Ein schöner Weg entlang von riesigen Kornfeldern bringt uns zur historischen Salveymühle.


Die historische Salveymühle

Über Tantow erreichen wir Penkun, das mit einem Schloss aus dem 16. Jahrhundert ausgestattet ist.


Schloss Penkun aus dem 16. Jahrhundert

Wieder über die Hügel erreichen wir auf romantischen Wegen den Ort Löcknitz, wo wir eine 1000jährige Eiche besichtigen und uns anschließend in einem Hotel am Badesee innerlich erfrischen.


Eine tausendjährige Eiche


Typische Hügellandschaft

Wieder durch hügelige Landschaft radeln wir über Plöwen nach Blankensee. An kleinen Badeseen vorbei erreichen wir unseren heutigen Übernachtungsort Pampow.
In der Pension einer Blumenliebhaberin sitzen wir noch gemütlich am Teich und bestaunen die vielen Pflanzen, Figuren, Steinsammlungen und alle Arten von schnuckeligem Krimskrams.


Über 40 Grad - das macht Durst


Im Ort gibt es ein Storchennest mit drei Jungen

Das einzige Gasthaus hat Ruhetag, aber kein Problem, die Wirtin erkennt unser Problem und tischt uns trotzdem auf.

Kilometer: 73,0 km
Höhenmeter: 410 m


Dienstag 13. Juli 2010: Von Pampow nach Ueckermünde

Nach einem üppigen Frühstück verabschieden wir uns von unserer Zimmerwirtin und ihren zwei Hunden. Sie hat vor dem Frühstück schon ein Blumenherz mit blauem Rittersporn gesteckt.


Blumenampel aus Rittersporn

Wieder geht es entlang von Kornfeldern weiter. Entlang der Straße wächst genau dieser blaue, wilde Rittersporn, den die Zimmerwirtin verwendet hatte.


Wilder Rittersporn

Über den kleinen Weiler Grünhof erreichen wir eine Landstraße, die uns fast ohne Verkehr nach Glashütte bringt.


Im Ort sind die Straßenbeläge noch gepflastert - das spart die Hupe

Von dort fahren wir auf einem perfekt asphaltierten Radweg durch den Wald bis Hintersee. Die begleitende Straße ist weit weniger gut ausgebaut, sie hat noch den Belag von vor der Wende.


Es gibt immer noch Schnäppchen zu kaufen

Bei Hintersee sind wir nun inmitten des Naturparkes "Am Stettiner Haff", wir warten förmlich darauf, dass uns das hiesige Wild persönlich begrüßt.


Waldweg auf einer still gelegten Eisenbahntrasse?

Aber außer einem Reh und zwei überfahrenen Schlangen ist heute nichts los.
Bei Ludwigshof, das mitten im Wald liegt, sehen wir einen Reiterhof.
Von hier aus führt der Radweg offensichtlich auf der Trasse einer still gelegten Bahnlinie nach Rieth. Unheimlich viele Heidelbeersträuche bedecken den Waldboden.


Eines der vielen restaurierten Häuser in Rieth

Hier liegt ein verträumtes Schloss, das allerdings privat und nicht zugänglich ist. Die Häuser im Ort sind ausnahmslos in sehr gut restauriertem Zustand.
Leider hat das anvisierte hübsche Cafe noch geschlossen.

Nach Rieth sehen wir das erste Mal das Wasser des Neuwarpener Sees, einem Ausläufer des Stettiner Beckens.


Erster Ausblick auf das Stettiner Haff

Nach dem Ort steigen wir auf einen Aussichtsturm und bemerken die geänderte Fauna, die sich am Salzwasser ausrichtet. Auf einem von Farnen begrenzten Waldweg fahren wir durch einen Pinienwald (sieht aus wie Südfrankreich) nach Warsin.

In der kleinen Stadt gibt es einen Holunderhof, in dem wir uns mit dem gleichnamigen Schorle erfrischen können.


Fischbrötchen mit frisch geräucherter Buttermakrele - hmmmm

Weiter geht es auf einer kleinen Landstraße bis Bellin.
Am Ortseingang führt der Oder-Neiße-Radweg weit hinaus an den Strand und erst nach eingehendem Umrunden aller sehenswerten Stellen zurück in das Stadtgebiet.
Hier hat der Tourismus schon richtig Einzug gehalten.


Innenstadt von Ueckermünde

Heute gab es sogar ein Sommerkonzert eines Universalrockers, der Songs der letzten 50 Jahre - von den Beatles bis Mark Knopfler - vortrug.
Hier trafen wir nun einige Radler, die wir auf dem Weg gesehen hatten und vor allem das "Menschen gucken" machte uns große Freude.


Fischplatte - die Belohnung

Eine tolle Fischplatte für zwei Personen mit Aal, Lachs, Rotbarbe, Zander, viel Gemüse und Kartoffelbrei belohnte uns für den Tag.

Kilometer: 48,0
Höhenmeter: unter 30 m


Mittwoch 14. Juli 2010: Von Ueckermünde nach Swinemünde

Heute ist unser fahrradfreier Urlaubstag.
Mit der Fähre fahren wir durch das Stettiner Haff zum Badeort Swinemünde in Polen.

Die Stadt ist heute polnisch, ist aber nach den Zerstörungen des zweiten Weltkrieges heute wieder am Aufbau und wird zum Strandbad ausgebaut.

Die Fähre legte am Stadthafen in Ueckemünde ab und für 15,00 Euro fährt man gut zwei Stunden hin und gut zwei Stunden zurück.


Am Stadthafen von Ueckermünde

Das Schiff legt mitten in der Stadt ab und fährt vorsichtig durch die kanalisierte Ücker bis zum Stettiner Haff.
Von hier aus geht es gut 50 Minuten in voller Fahrt in Richtung Polen. Nach der Grenze zweigt das Schiff in den "Swinekanal" ein. Das ist eine künstlicher Kanal entlang der ursprünglichen Swine, der angelegt wurde, damit das Deutschland des 19. Jahrhunderts vom Stettiner Haff einen eigenen Zugang zur Ostsee erhielt.


Auf dem vollbesetzen Schiff

Das Schiff fährt eine knappe Stunde auf dem Kanal - der Kaiserstraße.


Auf dem Stettiner Haff

Beim Zufluss der Oder sieht man plötzlich viele tote Bäume, die von Kormoranen besetzt sind:
Der Kapitän erzählt uns, dass Salzsäure nichts ist im Vergleich zum Kot der Kormorane, und einmal besetzte Bäume quasi "totgekackt" werden.


Kormorane auf Todbäumen

Im Augenblick sieht das einfach nur gut aus, aber es muss wohl stimmen.

Nach dem Zufluss der Oder sieht man noch die früheren Anlegeplätze der
U-Boote, die heute brach liegen.


Swinemünde

Langsam kommt Swinemünde in Sicht, das polnisch Swinoujscie heißt.
Im Jahre1740 wurde der Swine-Kanal fertig gestellt und ein Hafen in Swinemünde errichtet.
Swinemünde wurde zum Seebad und konnte vor dem zweiten Weltkrieg den dritten Rang in Bezug auf die Zahl der Badegäste verzeichnen.

Gleichzeitig wurde Swinemünde zum Garnisonsstandort ausgebaut und erhielt einen U-Boot-Hafen. Zwei verheerende Angriffe der Alliierten zerstörten den Ort fast vollständig. Fast 23.000 Tote waren zu beklagen.


Die Engelsburg

Erhalten geblieben ist das historische Rathaus, die Christuskirche und der Leuchtturm, der mit 68 m der höchste an der Ostsee ist. Die Engelsburg und weitere Befestigungsanlagen sind zum Museum ausgebaut. Über den Radweg R10 können die Sehenswürdigkeiten besichtigt werden.


Blick auf die Ostesee

Die Rückfahrt führt wieder durch den Kaiserkanal ins Stettiner Haff und folgt der Küste über Warsin bis Ueckermünde.


Finkenwerder Scholle (400g)

Ein schöner Tag ohne Radkilometer.

Gehkilometer: 14 km


Donnerstag 15. Juli 2010: Von Ueckermünde nach Anklam

Heute ist unser letzter Fahrradtag.

Wir starten von unserer Pension in Ueckermünde pünktlich um 9.00 Uhr nach einem wundervollen Frühstück.

Erst geht es entlang der Straße in Richtung Grambin und Mönkebude.
Bei letzten Ort führt uns die Beschilderung des Oder-Neiße-Radweges kurz an das Stettiner Haff, damit wir auch wissen, wo wir radeln.


Häuser in Mönkebude

Die Häuser sind teils mit Reet gedeckt und geben uns das Feeling von Norddeutschland.
Der Radweg nach Leopoldshagen führt dann wieder auf Waldetappen durch den lichten Wald. Vorsicht ist bei Sandbelägen angesagt.

Bei Bugewitz, das sind zwei gleichnamige Höfe, die sich nur durch die römische Zahl I und II unterscheiden, fahren wie wieder entlang der Felder.

Hier begegnet und erst ein Eichhörnchen und dann eine schillernde Ringelnatter, gut 120 cm lang. Leider ist der Foto zu langsam und das ansehnliche Tier kann sich im Gras verstecken.


Der Schlangenweg - hier begegneten wir der Ringelnatter

Am alten Mühlgraben geht es weiter ins Landesinnere.
Wir begegnen wieder der jungen Dame, die tapfer in einem Fahrradanhänger ihren Hund transportiert. Aktuell darf er frei hinterher laufen.

Der Radweg führt nun durch ein Vogelschutzgebiet. Viel zu sehen- aber wir müssen auch sehr aufpassen, weil der Fahrbahnbelag oft aus tiefem Sand besteht: Erst Vorderrad weg, dann geht es auch hinten quer. Super!


Blau durchwirkte Felder

Aber rechts fliegen die Kormorane und links blühen die Seerosen.
Ein Aussichtsturm lässt uns die ganze Landschaft überblicken.


Naturschutzgebiet


Vögel im Feuchtgebiet

Die Bauern der Gegend ernten hier große Quaderballen mit mehreren zig-hundert- PS-starken Schleppern, es macht ihnen Spass, dass nun einzelne bewegen, was vorher zig Personen anfassen mussten.

Der Radweg erreicht eine Straße und wir erreichen damit die asphaltierte Fahrbahn zu der Fähre bei der ehemaligen Eisenbahnhubbrücke, die 1930 als modernste ihrer Zeit galt.
Die Eisenbahnhubbrücke ermöglichte vor ihrer Zerstörung das unbeschwerte Überqueren der Eisenbahn über den Fluss Peene.


Vögel auf einer Brücke

Heute fährt dort ein Fährmann, der per Anruf mit seiner Fähre erscheint und für 7,50 Euro Fahrrad und Mann/Frau über den Fluss bringt.


Der Rest der ehemals modernsten Eisenbahnhub-Brücke

Von hier aus sind es nur noch knapp 10 Kilometer bis zur Stadt Usedom.
Ein mittelalterliches Tor ermöglicht den Eingang in die alte Stadt.


Stadttor und Kirche in Usedom

Im Innern tobt der Tourismus und man merkt, dass man hier in der Neuzeit angekommen ist.

Wir fahren noch über einen traumhaften Waldweg weiter bis Stolpe und besichtigen das Schloss des Ortes, das aber momentan restauriert wird.


Schloss Stolpe

Für uns heißt es nun umdrehen und es geht zurück nach Usedom und von dort an der Westküste der Insel weiter bis Zecherin.
Hier in der Nähe steht die moderne Zecheriner Brücke, die auch mit einem Segment für den Schiffsverkehr geöffnet werden kann.


Zecheriner Brücke

Auf ihr erreichen wir wieder das Festland und radeln nach Pinnow.
Wieder folgt eine sehr schöne Waldetappe bis Relzow auf der wir erneut eine "armdicke" Schlange fast überfahren hätten.


Ringelnatter kreuzt den Weg

Danach durchqueren wir das Peenetal und erreichen Anklam.
Die Stadt ist Geburtsort des Flugpioniers Otto von Lilienthal.


Stadttor in Anklam

Die Stadt wurde im 2. Weltkrieg leider sehr schwer zerstört und dadurch stehen nur noch wenige alte Gebäude: zwei Kirchen, zwei Stadttore, der Rest ist neu, meist Plattenbauten.


Zander mit heimischen Sauerkraut

Aber es gibt freundliche Menschen und eine Gaststätte, in der wir auf dieser Reise das letzte Mal Fisch essen können.

Kilometer: 85,0 km
Höhenmeter: 186 m


Freitag 16. Juli 2010: Von Anklam mit der Bahn
nach Weil der Stadt

Um 9.03 Uhr startet die Regionalbahn nach Berlin. Dort steigen wir in den IC um, der uns direkt nach Stuttgart bringt.
Über Dortmund, Hannover erreichen wir das romatische Rheintal, das auch von der Bahn aus sehr idyllisch wirkt. Mit etwas Verspätung sind wir um 23.00 Uhr wieder zuhause.

Alles hat super geklappt: Alle Etappenziele haben wir planmäßig erreicht, alle Unterkünfte waren toll, die Leute waren sehr freundlich und hilfsbereit.
Das Essen und Trinken haben wir immer regional ausgesucht und es war durchweg klasse.

Die Landschaft war sehr unterschiedlich, von den Bergen im Böhmerwald entlang der Moldau und später geprägt von der Auenlandschaft entlang den Flussläufen an Oder und Neiße.
Die Radwege waren entlang der Moldau überall mit Nummern beschildert, da es dort nur lokale Radwege gibt, fährt man nach den richtigen Nummern, dann erlebt man den "Moldauradweg". Ein Ansatz von durchgehender Beschilderung "Moldau" ist schon gemacht.
Die Oberflächenbeschaffenheit war auf kleinen Landstraßen gut, im Gelände teilweise noch sehr naturbelassen.
An Oder und Neiße war der Gesamtweg durchgängig beschildert und nahezu perfekt ausgebaut.
Die gesamte Strecke war jedoch geprägt von den Eindrücken "Natur", das fanden wir ganz wunderbar. Aber Städte, Shopping, Ortschaften - vor allem Ortschaften mit Einkehr- oder Einkaufsmöglichkeiten liegen sehr weit verstreut. Das sollten alle "Nachfahrer" bedenken und für allem für die Proviantbevorhaltung (Wasser) einplanen.

Wir haben Schlangen, zig Eichhörnchen, etwa 4000 Störche, abertausend Enten, Kormorane und andere Wasservögel gesehen. Zwei Rehe sprangen fast ins Rad, so nah überquerten sie den Weg. Zwei Bären waren glücklicherweise im Schlossgehege.
Leider sahen wir keine Biber, nur ihre Bauten, und den Fischottern war es wahrscheinlich zu heiß.

Das Wetter hat es sehr gut mit uns gemeint und wir haben auf den Radwegen entlang der Moldau und anschließend entlang der Oder und Neiße insgesamt rund 1.000 km und 4.500 Höhenmeter abgestrampelt.




Bücher und Karten Karten: Bikeline - Oder-Neiße-Radweg
Bücher und Karten Karten: Oder-Neiße-Radweg in 12 Etappen
Bücher und Karten Karten: Kompass Karte
Bücher und Karten Karten: Wetterfeste Karte 1:50.000 Zittau bis Ueckermünde


Bücher und Karten Bücher: Deutschlands schönste Flussradwege
Bücher und Karten Bücher: ADAC TourBooks Oder-Neiße

Fahrradtour Radtourenführer Deutschland Publicpress


Übersicht "Übersicht Moldauradweg"

Übersicht "Alle Touren Deutschland"


Datenschutzerklärung

Email an uns Impressum